[Pfarrer Binder: Johann Oberzeiler]
Ham an der Somme, d.10.3.15
An Hochw. Herrn kgl. geistl Rat!
Hab dein Paket
mit größter Freude erhalten
und schicke ihnen einen
tausendfachen Dank. Ich bin
jetzt in Ham, ein großes
Gut was noch unversehrt blieb
von den Spuren des Krieges
und halten Schafe an der Somme
am großen Fluß welcher
die Feindlichen Stellungen durch
schneidet.
Ich bin Gott sei Dank
in bester Gesundheit und hoffe
dass mich das Glück nicht verläßt
und unsere lb. Frau den
Schutzmantel über uns aus-
breitet, sie ist die Helferin in der
Not, denn die Gefahren sahen
uns aus tausend Augen
entgegen, darum ist das
sicherste Schutz, der Schutz
Mariens. Hoffentlich wird
sich Gott doch bald erbarmen
und den lang ersehnten
Frieden einziehen lassen, in
unser teures geliebtes
Vaterland, und können
unseren lb Herrgott nicht genug
danken, wenn das Wort
Friede erklingt. Das hätten wir
voriges Jahr nicht geglaubt
dass wir heuer in der hl.
Fastenzeit, das Kreuz das Krieges
tragen müßen, und wie einst
der Heiland, das Kreuz getragen
und für uns gelitten hat,
so müssen wir jetzt das Kreuz
des Krieges tragen. Aber Gott
wird doch das Gebet welches
aus tausend Kehlen gebetet
wird, und den Leidens-
kelch des Krieges vorbei
ziehen lassen, wenn doch
das Osterfest ein Friedensfest
wäre, ein Halleluja welches
die Welt noch nie erlebt hat.
Aber wir legen alles in
Gotteshände, und wird alles
wieder recht werden.
Nochmals Dank
und besten Gruß aufs
Wiedersehen
sendet dein Pfarrkind
Oberzeiler Johann
Gruß auch an
Hochw. Herr Coprator und
Hochw. Herr Coadjutor
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