Allians, den 29. Oktober 1914
Werther Herr Hochwürden!
Nun will ich ihnen einiges über meine
Erlebnisse im Felde mitteilen. Im Grund
genommen geht's mir immer noch gut weil ich immer
noch gesund bin was im Feld die Hauptsach
ist. Ich bin am 25. August von München
weg gefahren, nach 2 tägi[ge]r Fahrt kamen wir
auf französischen Boden an, nach 2 tägigem
Marsch zum 1. Inf. Rgmt. 8. Komp. zur Belagerung
von Epinal wo wir am 8. September vom
14. Armeekorps abgelöst worden sind. Wir marschierten
dann auf deutschen Boden wo wir ver-
laden wurden u. per Bahn nach Metz
gefahren, in der Vorstadt Coincy hatten
wir 3 Tage Quartier, dann fuhren wir fast
bis Belgien, von dort ab gingen die
langen Märsche an durch Belgien und dann
wieder in Frankreich bis wir am 25. Sept
wieder auf den Feind gestoßen sind.
Seit dem sind wir immer auf dem gleichen
Platz in der Umgebung von Yeress.
Jetzt sind wir zur Korpreserve zurück
gezogen worden von 24.-30. Oktober wo wir
jetzt dann hinkommen das wissen wir noch
nicht, denn es wird alles geheim gehalten.
Am schlechtesten ging's mir in der Zeit vom
25. Sept-24. Okt weil wir immer
in den Schützengräben waren und das
Essen konnte erst nachts herbeigeschafft
werden u. da nicht zuviel, da kam
der Hunger ziemlich zum Vorschein
aber es konnte nicht anders gehen
und wird auch jetzt wieder so kommen
wenn wir wieder in Stellung kommen.
Nun hab ich meine Erlebnisse bereits
nieder geschrieben aber ein Gefecht am
2. Oktober muß ich noch hervorheben
wo unsere Komp. bereits 70 Verluste
zählte auch mir wurde der Feldkessel
durchschossen. Bei diesen Gefecht mußten
wir wieder zurück gehen denn die schweren
englischen Geschütze mit ihren Dum-Dum
Geschoẞen hätten uns aufgerieben. Nun
will ich mein Schreiben schließen
und verbleibe dein
treues Pfarrkind
Josef Neuhauser
Gruß auch an Hochwürdigen Herrn
Koprator u. Coadjutor
Adresse heißt:
Reservist Neuhauser Josef
1. bayr. Armeekorps 1. Division
1. Inf. Rgmt 8. Komp.
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