16.6.15
Hochwürden Herr Geistl. Rat!
Erlaube mir Ihnen mitzuteilen, daß ich seit
30.5 von München fort bin. Unsere Fahrt ging nach Südtirol,
ich bin jetzt beim Inf. Leib Regiment beim Regimentsstabe
zugeteilt und arbeite in der Kanzlei täglich 12 Uhr bis 1 Uhr
nachts. Zuerst waren wir in Brixen; hat mir dort gut ge-
fallen; die Leute haben schon mehr welschen Typus. Seit 7.6. sind
wir im Pustertal in Bruneck. Habe leider gar keine freie
Zeit; anfangs war ich in einem Heustadl beim Schlafen, jetzt
hab ich ein Bett. Alles ist hier sehr teuer; 1/2 l Bier 26 Heller; in
Brixen war es auch besser, letztlich sind 2 italienische Offiziere u.
115 Mann zu uns übergelaufen. Lerne jetzt auch noch Schreib-
maschine schreiben. Wenn Frieden Zeit wäre, wär es ja
ganz schön hier. Von meinen Studiengenossen sind schon einige
gefallen, einige verwundet. Für heute herzliche Grüße an Sie
u. das ganze Haus von Kaspar Maier Inf.-Leib Reg. Regi-
mentsstab, Deutsches Alpenkorps
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