Hochwürden Herr Geistlicher Rat!
Ich habe Ihnen für andere mir
geschickten Paketen zum Dank
hierfür 2 Karten geschrieben, sie
werden diese wahrscheinlich nicht
erhalten haben, ich schreibe ihnen
nun einen Brief nach dem dieser
doch sicherer zugestellt wird. Es ist
nun bereits ein halbes Jahr
daß wir hinaus gezogen sind und der
Heimat um sich einen vielfach
überlegenen Gegner entgegen
zu werfen, schwere Stunden haben
wir bereits erlebt aber auch
schon manchen Sieg errungen und
erfochten, unsere Aufgabe war
am ersten Anfang die über die
Grenze vorgedrungen Franzosen
bei Logelbach und Ingersheim
anzugreifen, wo am 22. August
das erste Gefecht statt fand, leider
erlitten wir dabei ziemliche Verluste
doch der französische Vormarsch wurde
zum stehen gebracht und in 14 Tagen
waren sie bis über die Grenze
zurück geworfen, wir hatten dann
noch bis 1. Oktober Grenzschutz
und wurden dann nach Belgien ver-
schoben, wo wir den 4. Oktober
ankamen, auch dort hatten wir
kein leichtes, nach unseren Gefechten
und vielen schweren Märschen,
wo wir bereits bis Brügge vorgedrun-
gen waren, von da aus mußten
wir wieder zurück zur Besatzung
nach Antwerpen, zugleich auch
zur Erholung die wir sehr be-
durften, anfangs Dezember wurden
wir auch dort wieder abgelöst,
seit dem sind wir in Frankreich
in der Nähe von Somme Py welche
Ortschaft total zusammen geschossen
ist, jetzt haben wir die schlimmste Zeit
während des ganzen Krieges
liegen nun schon 7 Wochen in den
Schützengräben bei diesem leidigen
Regenwetter welches die ganze
Zeit andauert ist es kein leichtes,
es gibt immer solchen Morast nicht
zum durchkommen, das feindliche
Feuer wird auch immer stärker,
unsere Schützengräben werden
alle Tage mit einem großen
Munition Aufwand beschossen,
hauptsächlich Granaten wobei wir
fast alle Tage Tote und Verwundete
haben, dieser Woche ist bei der
elften Kompagnie der Kroißen
Engelbert von Aßing bei Taching
gefallen, so geht es halt im Krieg,
und wie lange wird er wohl
noch dauern. Hoffentlich wird uns
Gott bald zum vollständigen Siege
verhelfen und einen gesicherten
Frieden schicken, ich sage Ihnen
für ihre mir geschickten Pakete
herzlich Vergelts Gott, habe sie
in dieser Lage wo wir uns befinden
sehr gut brauchen können da auch
nichts mehr zu kaufen ist was
wir brauchen könnten, ich schließe
nun mein Schreiben mit der
Bitte auch ferner unserer im Gebete
zu gedenken. Viele Grüße sendet
dein Pfarrangehöriger Johann Tschoner
Filzbinder
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