Coulin, den 24. August 1915
Wehrter Herr Pfarrer!
Ich habe dein Paket erhalten u. bin dir
sehr dankbar dafür, denn bei uns muß
auch gespart werden. Auch für die Pferde
wird auch sehr gespart. Muß man
halt sehr fleißig sein dass man die
armen Tierlein erhalten kann. Denn
es gibt sehr viel Arbeit die Voreitpferde
müssen alle Tage ins Felde gehen.
Es wird alles angesäht in Belgien
u. Frankreich was von uns besetzt ist
Man sieht noch große Haufen Getreide
nicht getroschen wird zusammen gefahren
u. ausgedrochen u. nach Deutschland
geschickt. Stroh verfüttern wir
Verzagt noch nicht zuhause wir
haben schon so viel schwere Tage
erlebt wir haben immmer noch Glück gehabt
denn der liebe Gott hat uns noch nie verlassen
Es waren furchtbare Tage bei Neu
Schabel [Neuve-Chapelle] denn der Feind hatte eine große
Übermacht gegen uns. Jung u. Alt
alles stellte seine letzten Kräfte.
Wir sollten nach fünf monatlichen
Strapazen abgelöst werden auf 3
Wochen zur Erholung. Wir kommen
nach Rube[Rubaix] ins Quartier aber es dauert
bloß einen Tag aber der böse Feind
läßt uns keine Ruhe. Wir sind um
5 Uhr abends fort und die ganze Nacht
gefahren u. um 8 Morgen standen
wir schon im schweren Feuer.
Wir hatten die vollste Anerkennung
erhalten von unsern Prinz Ruprecht
für die mühevollen Tage er führt zur
Zeit unsere Armee.
Sollte der Krieg bis zur Ernte dauern
dann bekommen wieder Getreide genug
denn das Land ist sehr fruchtbar.
Vorstellen kannst dir nicht was alles
verschanzt ist. Die Zivilbevölkerung
muß starke Drahtzäun machen Schützen
gräben u. Batterien einbauen ganze
Strecken sind mit Minen belegt sollten
sie wirklich durch kommen geht alles
in die Luft.
Auf ein Wiedersehen freut sich
dein dankschuldiges
Pfarrkind Schwankner
Grüße an Herbert
Bloßauer, Zehentner, Bürgermst.
Obinger, Wirtin, alle im Haus
Viel Gesundheit wünsch dir an
Koprator Coadjutor?
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