Rußland, den 28 Juni 1917
[Pfarrer Binder:
Fahrer Joh. Burggraf v. Holzhsn.
Bayr. 23. Feld. Art. Rgmt.
2. Batterie]
Lieber Geistlicher Rat
Endlich komme ich dazu Ihnen einmal
zu schreiben, hoffentlich sind Sie noch
gesund was ich Ihnen von Herzen
wünsche. Es ist bereits wieder ein
Jahr daß ich in Feld gekommen bin.
zu einem neuen Regt. daß im August
vorigen Jahres zusammengestellt
wurde. Bei Verdun wurden wir
zum erstenmale eingesetzt und waren
8 Wochen dort bis wir abgelöst worden
sind. Von dort kamen wir 14 Tage
auf die Gombreshöhe, dann kamen
wir auf 14 Tage nach Lothringen
in Ruhe. Mitte November kamen wir
nach Nordfrankreich, daß mir schon früher
bekannt war an die Somme. Dort war
unsere Stellung etwas nördlich von
Papame, bis wir Ende Januar wieder
abgelöst wurden und von dort aus
kamen wir wieder 14 Tage auf Ruhe
hinter Gambrai. Dann würden wir
wieder etwas südlich von Papame
eingesetzt bis zum Rückzuge. Bevor
wir den Engländern das Gebiet
überlassen hatten, ist noch alles dem
Erdboden gleich gemacht worden.
Dort sind wir dann frei geworden,
und sollten auf Mons in Ruhe
kommen. Dort angelangt, sind wir
wieder auf die Bahn verladen worden und
kamen auf Arras, dauerte aber nicht lange
dann ging die englische Offensive an.
Dann mußten wir wieder abgelöst werden,
nachdem wir den ersten Stoß aufgefangen
hatten. Von dort aus kamen wir
auf Ruhe nach Belgien zurück, bis
wir einigermaßen an allem Ersatz
ersetzt waren. Am 29. April würden
dann eingeladen auf Rußland, haben
hier eine ganz ruhige Stellung. Hier
weiß man fast nicht mehr daß wir im
Kriege sind, daher kann Ihnen von
hier meiner jetzigen Arbeitsstelle
ein Bild beilegen. Ich bin jetzt
am Schlusse angelangt und gebe Gott
daß wir einen baldigen Frieden erlangen
und einen frohen Siegreichen Einzug
erhalten in der lieben Heimat.
Viele Grüße
an
Koprator und Coadjutor
von
Johann Burggraf
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