Mont St. Quentin, bei Peronne den 11.3.15
Euer Hochwürden! [Pfarrer Binder: Jos. Fuchs]
Indem Sie mich schon zum
zweiten Male mit einem Paket
Liebesgaben so reichlich beschenkt haben,
finde ich es für meine Pflicht, Ihnen
Brieflich meinen Dank auszusprechen.
Also herzl. Vergelts Gott für erhaltenes.
Nun wäre es bald an der Zeit, daß
einmal wenigstens eine kleine
Aussicht kommen möge, wo der Fried-
ensstern zu leuchten beginnt, aber
leider läßt sich immer nichts hören,
wann wir wieder unser liebes Bay-
ernland erblicken sollten. Gott sei
es tausend Mal gedankt, daß
er mich bisher so gesund erhalten
hat. Besonders die Wintermonate
hindurch, seit wir sozusagen im
Belagerungskrieg sind, haben wir
ein schönes Kriegsleben gehabt, denn
jeden Abend wußten wir, daß wir
unter Dach auf warmen Lager
wieder gut ausruhen können,
soweit man nicht auf Posten be-
nötigt war. Was wird wohl noch
alles kommen, bis sich die Herren
wieder zusammen streiten. Es möchten
einem schon manchmal andere
Gedanken kommen, wenn man
in Zeitungen u. Briefen aus
der Heimat liest von 3 tägigen
u. nächtlichen Andachten. Also draußen
wird gebetet u. gefleht um Sieg und
Friede, u. schaut man sich hier in unserer
Dorfkirche ein wenig um, wo unser
Hochw. Herr Lukas (Pf. St. Georgen gebürtig)
schon den ganzen Winter in seinem
Amt als Feldgeistlicher tätig ist, wo
sind da die Herren Offiziere, bei der hl.
Messe. Beim Appell heißt es dann zur
Verschönerung, so morgen geht alles
in Kirch, aber hernach wird gleich
Dienst angesetzt, daß es manchmal
ganz unmöglich wär einer Messe
beiwohnen zu können. Es gäb gar
manches zu schreiben, was
dem durchaus widerspricht
was man in Zeitungen oft zu
lesen bekommt, aber darüber
ist uns zu schweigen geboten,
bis wir in die Heimat kommen,
wenn uns dieses Glück beschieden
sein sollte. In der Hoffnung, daß
Euer Hochwürden diese Zeilen nur
nicht unrecht aufnehmen, schließe ich
mit nochmaligem Dank und Gruß
Ihr ergebenstes Pfarrkind
Josef Fuchs
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