Gavrelle, den 14. Juli 1915
[Pfarrer Binder:
Barmbichler Engelbert
1. bayr. Reserve Armeek.
1. Division
12. Inf Rgmt.
1. Komp.]
Hochw. Herr Rat,
Mein hochgeehrter Herr Pfarrer!
Unter höflichster Bezug-
nahme Ihres lt. Briefes vom
7. Juli der welcher mich sehr
geehrt hat, gestatte mir
eiligst darauf Antwort
zu geben.
Bedaure mit Ihnen, daß ich
Ihren ersten Brief nicht in
Empfang brachte. Die richtige
Adresse ist jedesmal mit dem
Absender richtig umseitig an-
gebracht.
Ich bin kaum imstande
Ihren geschätzten Brief
welchen Sie in so ergreifender
Weise an mich geschickt haben
zu beantworten.
Nahezu ein volles Jahr ist schon
vorrübergegangen, seitdem wir
hinausgezogen sind aus dem
Kreise unserer Angehörigen,
um zu kämpfen und zu streiten
für Heimat, Weib u. all die lb.
Unserigen. Mit festem Hoffen
und Vertrauen auf die starke
Hilfe dessen, der da Welt u.
Menschheit leitet, haben
wir schon so manche bittere
Gefahr glücklich überstanden
u. wenn Gott es will, werden
wir als Sieger heimkehren.
u. in den Reihen der unsrigen
uns Wiederschauen.
Gerade in hiesiger Gegend
vor Arras hat besonders
im Monat Mai der Todesengel
seine Schwingen ausgebrei-
tet, wir aber hoffen, daß
diese lb. Gefallenen Kameraden
mit unsiger Siegerkrone
gekrönt, in die himmlische
Heimat eingezogen sind.
Wie ich kürzlich erfahren habe
soll in letzter Zeit die Pfarrei
Otting auch mehrere brave
Streiter eingebüßt haben.
Wir denken viel an die lb.
Heimat u. beten auch für all
unsere Angehörigen, da uns ja
auch in jeder Hinsicht das Gleiche
dargeboten wird.
Er wäre wahrlich nicht
würdig, an mich etwas
abzusenden, da die Pfarrei
Otting sicher mehrere bedürf-
tige Krieger im Felde stehend
hat.
Ersuche höflichst bei Hochw.
Herrn Coop. Thalmeier
von mir Grüße zu bestellen.
Und so hoffen wir, daß der
lb. Gott endlich den Fürsten Ge-
danken des Friedens einflöße,
u. uns wieder glücklich heim-
wärts führe in unser liebes
Bayerland, zu Weib u. Kind.
Mit den innigsten Grüßen
zeichnet in dankbarster
Ergebenheit Ihr
Barmbichler Engelb.
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