Freiburg, den 25. August 1915
Hochwürdiger Herr Geistl. Rat!
Nun kann ich Ihnen einmal schreiben,
weil meine Schmerzen besser weg sind und
ich Gott sei Dank etwas mehr Verstand habe.
Will nun schreiben wie ich verwundet wurde
und es mir ging. Sie wissen wann ich
bei Ihnen fort bin und fuhr an denselben Abend
nach Augsburg. Am anderen Tage in der Früh ging
ich in der Frühe in der nächsten Kirche zur Beichte und
Kommunion, hernach mußte ich meinen Tornister packen.
Am Abend ging es zur Bahn und fort über Ulm
die Hauptstadt von Würtemberg und Straßburg. Wie
die Ortschaften heißen über wir später fuhren wurde
weiß ich nicht, hab sie in mein Notizbuch geschrieben.
hab es jedoch nicht mehr. Um 3-4 Uhr stiegen wir
aus dem Zug und wurden dem Inf. Regiment
zugeteilt. Mußten den dann ung. 1 Stunde nördlich
marschiert und kamen dann in ein Quartier. Es
waren uns in dem Haus 2 Inf. einer war ein
Kaminkehrmeister v. Augsburg. Um 12 Uhr oder 1 Uhr
wurden wir aufgeweckt und mußten auf unseren
Sammelplatz kommen. Tornister mußte in einem
Orte bleiben und mußten wir ohne denselben gehen.
Wir gingen dann westlich über die Gebirge
über ziemlich hohe Berge und blieben dann
auf der östlichen Gegend eines Berges. Am Nach-
mittag mussten wir dann über den Berg den Franzosen
entgegen, Jedoch nicht bis zum Kampfplatz sondern
weiter hinten blieben wir bis zum Abend. Am
Abend mussten wir wieder auf die Straße zu-
rück und kamen dann in ein Quartier. Am
nächsten Morgen mußten wir wieder auf die
gleiche Stelle fort und am Abend wieder in die gleiche
Ortschaft wie einen Tag vorher zurück. Am nächsten Tage
Sonntag blieben wir bis um Mittag in der gleichen
Ortschaft und mußten dann an die Stellung im
Berge. Abends ungefähr 6 Uhr mußten wir am
Berge weiter westlich und mußten wir dann
wieder warten. Um 8 Uhr ungef. mußten wir
dann in den Kampfplatz, denn es war
bereits eine Schlacht und wurden viele verwundet.
die erste und zweite Abteilung unserer Komp. mußte
in die Schützengräben, die dritte Abt., bei der ich
war, mußte hinten bleiben. Wir mußten
um etwa 12 Uhr bei der Nacht auf der
linken Seite weiter vorgehen, denn es hieß wir
müßen die Franzosen, welche in einem Schützen-
graben, welcher unseren Soldaten genommen
wurde, wir müßen die Franzosen weitertreiben,
kaum kamen wir weiter gegen die
Feinde, denn wir mußten aufwärts gehen, wurde
sehr stark mit Gewehren und Granaten gegen
uns geschoßen. Ich war keine drei Minuten
auf der Stelle, denn wir mußten die Säbel
auf dem Gewehr haben und es hieß die Franzosen
aus dem Schützengraben zu jagen. Kaum gingen
wir jedoch etwas vor, so erhielten wir viele Schüße
und ich erhielt zwei Granaten Stücke und fiel
nieder. Ich blieb dann liegen, denn ich wußte
eine Zeit nichts mehr. Ich erwachte dann und
stand mühsam auf, konnte aber fast nichts mehr und
brauchte lang, dann nahm mich ein Soldat mit
und band mir den Kopf ein, ich hab die Wunde
neben dem linken Auge und führte mich in eine
Sanitätsabteilung. Dort wurde ich wieder eingebunden
ich bin auch an der rechten Achsel auf der Oberseite
mit einem Granatstück verwundet worden. Ich wurde
dann von der Sanitätsabteilung fortgefahren weiß
aber nicht wie lange und war oft ohne Verstand.
Ich kam dann nach Kollmar in einen
Krankensaal und war oft ohne Verstand, und
bald in Operationssaal gebracht und wurden
mir die Haare vom Kopf rasiert und die
Kugel aus der Achsel genommen. Am 13. Aug.
wurde ich von Kollmar nach Freiburg gefahren.
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