Bayreuth, den 25.10.14
Hochw. Herr Geistl. Rat
Mit großer Freude las ich
Ihren Brief, in welchen Sie
so eine Teilnahme für mich
an den Tag legten.
Mich hat ein schwerer Unfall
getroffen aber ich kann Ihnen
verehrter Hochw. die frohe
Nachricht zukommen lassen
dass es mit meiner Genesung
rasch voran geht. Die Wunde
die so schlimm aussah, ist beinahe
verheilt. Das linke Aug ist
vollkommen unversehrt u.
hat seine volle Sehkraft
behalten. Das rechte Aug hat
allerdings bös gelitten, doch
gibt der Arzt Hoffnung, daß
es ebenfalls seine Sehkraft
zum großen Teile wieder
erhalten wird. Der Arzt sagte
heute, daß ich jetzt bald in
meine Garnison oder ins
Res. Lazarett nach Traunstein
entlassen werde, vielleicht
bekomm ich dann Urlaub in
die Heimat. Ich werde dann
natürlich nicht versäumen
bei Ihnen mein werter
Herr Seelsorger, mich
persönlich zu bedanken
für die mir erwiesene Güte
und Teilnahem. Für die
mir übersendeten Geschenke
spreche ich Ihnen, verehrter
Hochwürden, meinen herzl.
Dank.
Eines Kriegers einziger
Trost und Stärke ist in Gott.
Unsere Verpflegung ist sehr
gut, und wir können uns
in keiner Weise beklagen.
Ihre mir aufgetragenen Grüße
an das Pflegepersonal habe
ich ausgerichtet und
werden dieselben aufs
herzlichste erwidert.
Ich habe Ihnen schon einmal
auf Ihren Brief geantwortet
doch scheint der Brief
verloren gegangen zu sein.
Indem ich Ihnen verehrter
Hochwürden nochmals
für Geschenke und Brief
herzlichst danke verbleibe
ich in der Hoffnung auf
ein frohes Wiedersehen
Ihr
stets dankbarer
Johann Seehuber
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